Das Ruhrgebiet als Zukunftsregion für Wasserstofftechnologie: Firmenbesuch bei OGE

V.l.n.r.: Christian Hadick (Leiter Transportsicherung), Oliver Altenhoff (Leiter Regulierung), Michael Gerdes (MdB) und Elvid Halilovic (Leiter Interventionen/Kompressor) vor einem „mobilen Verdichter“, der bei Reparaturarbeiten am Leitungsnetz eingesetzt wird, um Erdgas aus vorübergehend gesperrten Abschnitten in andere Leitungssysteme umzupumpen, damit es nicht in die Atmosphäre abgelassen werden muss.

Wie kann es gelingen, das Ruhrgebiet zu einer Zukunftsregion für Wasserstofftechnologie zu machen – zum deutschen ‚Hydrogen Valley‘? Diese Frage stand im Mittelpunkt meines Besuchs bei der Open Grid Europe GmbH (OGE) im Juli 2021. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Essen – hervorgegangen aus der Ruhrgas AG – gehört mit ihrem rund 12.000 km langen Leitungsnetz zu den führenden europäischen Fernleitungsnetzbetreibern.

Am Standort Altenessen betonte Christian Hadick, Abteilungsleiter Transportsicherung, dass der Umweltschutz und die Einsparung von Emissionen auch im konventionellen Erdgas-Geschäft einen immer höheren Stellenwert eingenommen haben. Dass sich der Energiemix jedoch fundamental ändern muss, um die Klimaschutzziele zu erreichen, ist allen Beteiligten klar – und darauf bereitet sich das Unternehmen vor. Im Rahmen des Projektes GET H2 Nukleus soll Wasserstoff, der in Norddeutschland aus Windstrom erzeugt wird, ins Ruhrgebiet transportiert und dort industriellen Abnehmern zur Verfügung gestellt werden. „Klar ist: Wir können bestehende Erdgasleitungen nutzen, um Wasserstoff zu transportieren“, so Christian Hadick. Die hochkomplexe Technik, die eingesetzt wird, um die Leitungen instand zu halten, könne ebenfalls weiter genutzt werden. Die Infrastruktur ist also schon da.

Dr. Niko Bosnjak, Leiter der Abteilung Politik und Kommunikation der OGE, machte deutlich, um welche Dimensionen es geht, wenn das Ziel der vollständigen Dekarbonisierung der Volkswirtschaft erreicht werden soll: Zwar sei der Stromverbrauch bereits zu knapp 50 Prozent grün – dieser mache aber nur ein Fünftel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland aus. Da es kaum möglich sei, den gesamten Verbrauch zu elektrifizieren, werde es ohne Wasserstoff – und ohne eine große Technologieoffenheit insgesamt – nicht gehen.

Für mich ist klar: Das Ruhrgebiet kann beim Wandel hin zu klimaneutraler Energie eine zentrale Rolle spielen. Gerade weil der Bergbau gegangen ist und die Flächen zur Verfügung stehen, haben wir die Chance, zu einer der Zukunftsregionen für grüne Wasserstofftechnologie zu werden. Es geht um eine nachhaltige Ansiedlungspolitik hier in der Region, um langfristig sichere Arbeitsplätze und darum, wie wir gemeinsam das Ziel erreichen können, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften und zu leben.

In der letzten Sitzungswoche der noch laufenden Legislaturperiode haben wir im Deutschen Bundestag die Energiewirtschaftsgesetz-Novelle beschlossen und damit ein Signal für den Aufbau einer nationalen Wasserstoffinfrastruktur gesetzt. Jetzt muss es darum gehen, langfristige Konzepte für die Finanzierung dieser Infrastruktur zu entwickeln und damit die notwendige Planungssicherheit für Investitionen zu schaffen.