SPD-Bundestagsabgeordnete diskutieren mit Dorstener Bürgern über die Arbeitswelt der Zukunft

Rund 50 interessierte Gäste folgten am Mittwochabend einer Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Gerdes in das Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Dorsten. Im Mittelpunkt der Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „SPD-Fraktion im Dialog: Arbeit wertschätzen – Jobchancen schaffen“ stand die Frage danach, wie sich die Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung verändert und wie die Politik darauf reagieren muss, sei es durch Bildung und Qualifizierung, durch neue Formen der sozialen Absicherung oder durch eine besondere Unterstützung der Regionen, in denen der Strukturwandel besonders tiefgreifend ist.

Veranstaltungsgäste im Saal des Gemeindezentrums

Gastgeber Michael Gerdes machte in seiner Begrüßung deutlich, worum es der SPD-Bundestagsfraktion bei der Veranstaltungsreihe „Fraktion im Dialog“ geht: „Wir wollen mit Ihnen und Euch, mit den Menschen im ganzen Land, konstruktiv darüber streiten, ob wir auf dem richtigen Weg sind, wo Lücken sind und wo Handlungsbedarf besteht. Der Wandel der Arbeitswelt ist eine Herausforderung. Zum Problem wird er aber nur dann, wenn wir uns keine Lösungen überlegen.“

Als erste Gastrednerin gab Kerstin Tack, Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Arbeit und Soziales, einen Überblick über die Arbeitsaufträge, die sich die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Deutschen Bundestag für die aktuelle Wahlperiode im Bereich Arbeit und Soziales vorgenommen haben. Von der Schaffung eines sozialen Arbeitsmarktes für Langzeitarbeitslose über die Stärkung von Weiterbildung bis hin zur Einführung eines Rückkehrrechts von Teilzeit in Vollzeit seien bereits einige wichtige Vorhaben abgearbeitet worden.

Diskussion mit dem Publikum

„Das nächste große Projekt ist die Grundrente“, so die aus Hannover angereiste Bundestagsabgeordnete. „Ein Vorschlag von Arbeitsminister Hubertus Heil liegt vor. Und weil es dabei um die Anerkennung von Lebensleistungen geht und nicht um Fürsorge, ist eine Bedürftigkeitsprüfung in unserem Konzept ausdrücklich nicht vorgesehen. Eine Bedürftigkeitsprüfung würde bedeuten, dass deutschlandweit nicht mehr als 150.000 Menschen von der Grundrente profitieren würden. Von einer ernstzunehmenden Grundrente, wie wir sie wollen, würden drei bis vier Millionen Menschen profitieren. Das kostet was, ja, aber ich finde, das ist es auch wert.“

Kerstin Tack betonte außerdem, wie wichtig es sei, über das hinauszudenken, was die Regierungspartner im Koalitionsvertrag vereinbart haben – insbesondere beim Thema Arbeitsmarkt der Zukunft. Dabei gehe es um ganz grundsätzliche Fragen: „Wenn wir es mit Plattform-Unternehmen zu tun haben, müssen wir fragen: Was ist überhaupt ein Betrieb? Wir müssen fragen, wie wir den Begriff des Arbeitnehmers in Zukunft definieren. Und wir müssen uns die Frage nach der Aufrechterhaltung von Schutz- und Mitbestimmungsrechten neu stellen.“

DGB-Regionsgeschäftsführer Mark Rosendahl

Dem Thema Arbeitsmarkt der Zukunft widmete sich auch der zweite Gastredner des Abends, DGB-Regionsgeschäftsführer Mark Rosendahl: „Die Digitalisierung ist mehr mit Ängsten besetzt als mit Hoffnungen. Dabei kann die digitale Revolution ein Instrument sein, um die Arbeit zu erleichtern und das Leben der Menschen zu verbessern. Die Umsetzung in den Betrieben funktioniert dann gut, wenn die Beschäftigten mitgenommen werden.“ Der Strukturwandel in der Emscher-Lippe-Region sei noch längst nicht abgeschlossen. Neben einer Weiterentwicklung hin zur digitalen Modellregion seien vor allem Investitionen im Bereich der Bildung wichtig. „Investitionen in Forschung, Lehre und Universitäten strahlen in die ganze Region aus“, so der DGB-Regionsgeschäftsführer. Ein Forschungsbereich, für den in der Region bereits wichtige Kompetenzen vorhanden seien, seien regenerative Energien in der Form von Wasserstoff. Darauf müsse weiter aufgebaut werden.

Zum Abschluss sprach Josef Hadick, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dorsten, über die Herausforderungen und Chancen der regionalen Wirtschaftsförderung. „Ja, es gibt eine Menge Ängste in Verbindung mit dem Thema Arbeiten 4.0“, so Josef Hadick. Die Arbeitswelt werde sehr schnell und fortlaufend umgestaltet. Was alle Beteiligten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bräuchten, sei eine gute Portion Optimismus, ein dauerhaft klarer Blick für die anstehenden Herausforderungen und vor allem Gestaltungswillen. „Wenn der vorhanden ist, dann wird es uns auch gelingen, den Wandel zum Wohle der Menschen zu gestalten“, so Josef Hadick. „Auch hier vor Ort.“