Am Donnerstag fand im Deutschen Bundestag eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Anlass war der 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Der israelische Historiker und Holocaust-Überlebende Prof. Saul Friedländer hielt die Gedenkrede. 1932 wurde er als Sohn einer jüdischen Familie in Prag geboren. Nach der deutschen Besetzung Prags im März 1939 emigrierte die Familie nach Frankreich. Während Saul Friedländer im Versteck überlebte, wurden seine Eltern verhaftet und 1942 in Auschwitz ermordet.
„Vier Monate vor den Europawahlen erinnert uns dieser Jahrestag daran, wie wertvoll ein vereintes, demokratisches Europa ist und wie wichtig es ist, hier und heute gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit aufzustehen“, so der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Gerdes. „Überall in Europa sind Populisten, Nationalisten und rechte Hetzer auf dem Vormarsch, denen es darum geht, die Zeit zurückzudrehen und die Menschen auf unserem Kontinent zu spalten. Alle demokratischen Kräfte müssen sich dem entgegenstellen, um das Friedensprojekt Europa auch für die kommenden Generationen zu bewahren.“
Besorgniserregend sei, so Michael Gerdes, dass die Erinnerung an den Holocaust offenbar abnehme. Im Rahmen einer Studie des amerikanischen Fernsehsenders CNN gaben rund 40 Prozent der befragten 18- bis 34-jährigen Deutschen an, „wenig“ oder „gar nichts“ über die systematische Vernichtung der Juden durch die Nationalsozialisten zu wissen. „Wir müssen die Erinnerung wachhalten, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder geschieht“, so Michael Gerdes.
Hier die Rede von Prof. Saul Friedländer in voller Länge: