Deutscher Steinkohlenbergbau: eine Ära geht zu Ende

Die Schließung der letzten deutschen Steinkohlen-Zeche ist mit viel Wehmut verbunden. Mehr als 30 Jahre war ich auf Prosper-Haniel beschäftigt, erst als Elektriker unter Tage und dann als Mitglied im Betriebsrat. Der Bergbau hat Menschen wie mich, Familiengeschichten und eine ganze Region geprägt. Er hat beim Zusammenwachsen Europas eine entscheidende Rolle gespielt. Und im Bergbau wurden die Mitbestimmungsrechte, wie wir sie heute kennen, erkämpft.

Diese Errungenschaften gilt es zu beschützen und darauf aufzubauen. Ich wünsche mir, dass das Erbe des Bergbaus lebendig bleibt – die Mentalität, der Zusammenhalt, das Verständnis von Gemeinschaft und Solidarität.

In der heutigen Zeit kommt es wieder ganz besonders darauf an, diese Werte hochzuhalten. Denn nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa sind Kräfte auf dem Vormarsch, denen es darum geht, zu spalten statt zu vereinen und Menschen gegeneinander aufzuhetzen. Unter Tage waren alle Menschen gleich – es wurde nicht unterschieden nach Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Was zählte war, ob man sich auf den anderen verlassen konnte. Dieser Geist prägt das Ruhrgebiet bis zu diesem Tag.

Gestern haben wir uns feierlich vom deutschen Steinkohlenbergbau verabschiedet. In einem symbolischen Akt übergaben Bergmänner das letzte auf Prosper-Haniel geförderte Stück Kohle an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In der Festhalle erklang zum Abschluss das Steigerlied. Eine Ära geht damit zu Ende und das erfüllt uns mit großer Traurigkeit.

Die gute Nachricht aber ist: Eine neue Ära hat bereits begonnen. Unsere Region verfügt heute über eine einzigartige Hochschullandschaft, erstklassige Forschungsinstitute, tolle Unternehmen und jede Menge Gründergeist. Mit dem Projekt InnovationCity gehen wir auch beim klimagerechten Stadtumbau voran. Seit Jahren werden hier im Ruhrgebiet neue Zukunftsperspektiven entwickelt, mit denen wir einmal mehr zum Vorreiter werden können.

Wenn wir uns auf die Werte der Bergmänner besinnen und gleichzeitig hoffnungsvoll nach vorne blicken, dann müssen wir uns um die Zukunft des Ruhrgebiets keine Sorgen machen.

Danke Kumpel!